Die Autoren: Das Strategie-Team von DJE beobachtet und bewertet die Märkte laufend anhand der hauseigenen FMM-Methode nach fundamentalen, monetären und markttechnischen Kriterien.
Die jüngsten Turbulenzen an den Märkten bestätigen unsere eher vorsichtige Einschätzung aus dem vergangenen Monat (zum vorherigen Ausblick). Auslöser waren eine Mischung aus negativen US-Konjunkturdaten, der unerwarteten Zinserhöhung der Bank of Japan sowie damit verbundene Probleme durch Zinsdifferenzgeschäfte („Carry Trades“) zwischen Yen und US-Dollar. Trotzdem gehen wir davon aus, dass der größte Teil der Korrektur bereits hinter uns liegen dürfte. Eine umfassende Einschätzung zu den Hintergründen können Sie hier lesen.
Zinssenkungen für September erwartet
Konjunkturell bleibt die Lage in den USA weiter belastet, ablesbar an den enttäuschenden Arbeitsmarktdaten und dem vorsichtigen Konsumentenverhalten. Eine Notzinssenkung seitens der US-Notenbank Federal Reserve erwarten wir nicht. Stattdessen gehen wir weiter davon aus, dass die US-Leitzinsen im September um 50 Basispunkte gesenkt und sich weitere Zinssenkungen im vierten Quartal und den beiden Folgejahren anschließen werden.
Das neutrale Zinsniveau in den USA sehen wir damit bei etwa 2,75 Prozent. Eine Rezession oder ein „Hard Landing“ der US-Wirtschaft ist unter diesen Umständen zwar technisch gesehen möglich, aber nicht unser erwartetes Basisszenario.
Unsicherheit ja, weitere Korrekturen unwahrscheinlich
Mit Blick auf die nächsten Wochen im August und im September dürfte die aktuelle Phase erhöhter Unsicherheit anhalten, allerdings ohne weitere größere Abverkäufe. Eine temporäre Erholung der Aktienmärkte ist zwar aus markttechnischer Sicht möglich, würde aber auch eine vorübergehende Konsolidierung der Bondmärkte mit sich bringen. Sollte eine solche Konsolidierungsphase eintreten, könnte diese dafür genutzt werden die Duration nochmals zu verlängern.
Der schwache US-Konsums und die sich abschwächende US-Konjunktur dürften die Inflation weiter drücken, sodass das Chancen-Risiko-Verhältnis auf der Bondseite mittelfristig gut bleibt.
Chancen in Japan trotz Abverkauf?
Obwohl Japan am Montag, den 5. August, den höchsten Rückgang auf Tagesbasis seit 1987 erlebte, halten wir nach Abnahme der aktuell vorherrschenden Volatilität an unserer positiven Japan-Prognose fest. Japan hat international weiter den tiefsten Realzins, und japanische Aktien die höchste Aktienrisikoprämie. Gleichzeitig bleiben die Gewinnaussichten der japanischen Unternehmen insgesamt gut. Innerhalb Japans präferieren wir weiterhin binnenorientierte Titel und Finanzwerte gegenüber Titeln, die stark vom Export abhängig sind.
Darüber hinaus sehen wir weiterhin Chancen bei Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodell weitgehend konjunkturunabhängig ist und hohe Margen verspricht. Sie sollten im Idealfall zusätzlich ein gewisses Kostensenkungspotenzial haben. Profiteure der Zinssenkungsentwicklungen könnten Titel aus den Bereichen Versorger, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter sein, wobei bei Letzteren auf möglichst defensive Titel gesetzt werden sollte.
Längerfristig bzw. mit Blick auf die nächsten zehn Jahre gibt es wenig Gründe, warum sich Aktien nicht ähnlich wie in den vergangenen zehn Jahren entwickeln sollten.
Diese Risiken beobachten wir
Derzeit ist noch nicht vollständig abschätzbar, ob es durch die Zinsdifferenzgeschäfte (Carry trades) zwischen Yen und US-Dollar zu möglicherweise weiteren Verwerfungen kommt. Die Situation beobachten wir fortlaufend. Auch die bereits thematisierte Schwäche im US-Konsum ist weiterhin in unserem Fokus, wenngleich die Gewinnaussichten der konsumnahen Sektoren vorerst nicht belastet sind.
Unterstützung von Seiten der US-Fiskalpolitik ist aktuell nicht in Sicht, da sie derzeit weniger expansiv und damit nicht so stimulierend für die Wirtschaft ist, wie noch im Jahr 2022. Zudem beobachten wir die aktuelle Normalisierung der Zinsstrukturkurve in den USA, da der Zeitpunkt der Umkehr der Inversion oft ein Indikator für eine beginnende Rezession war. Lesen Sie hier mehr zu möglichen Anlagestrategien währen einer Rezession.
Zinssensitive Sektoren wie Banken und Versicherungen könnten sich angesichts wahrscheinlich anstehender Zinssenkungen sowohl aus Momentum- als auch Sentiment-Gesichtspunkten schlechter entwickeln als andere Sektoren. Aus geopolitischer Sicht erscheinen uns die möglichen Risiken aus einer möglichen stärkeren Zuspitzung des Nahostkonflikts nicht adäquat eingepreist. Hier bleiben wir ebenso wachsam.
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