Unberechenbare US-Zollpolitik
Die internationalen Aktienmärkte konnten sich im Mai zum großen Teil von den Turbulenzen des Vormonats erholen und zulegen, obwohl US-Zölle weiterhin das dominierende Thema waren.
Zunächst überraschte die US-Wirtschaft mit positiven Zahlen, die zeigten, dass keine plötzliche Wachstumsschwäche zu befürchten sei: Die Arbeitslosenquote (April) blieb stabil bei 4,2%, es entstanden über 177.000 neue Stellen im produzierenden Gewerbe, und der Einkaufsmanagerindex (PMI) für Dienstleistungen stieg im Mai von 50,8 auf 51,6 Punkte, was auf eine steigende wirtschaftliche Aktivität hindeutet. Sein Pendant für das verarbeitende Gewerbe fiel jedoch auf 48,5 (von 48,7) und verharrt damit seit März unter dem Schwellenwert von 50, unter dem eine wirtschaftliche Schrumpfung erwartet wird. Im Vergleich dazu stieg der PMI für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum auf 49,4 – eine kontinuierliche Steigerung von 45,1 seit Dezember 2024 –, während der PMI für Dienstleistungen im Euroraum von 50,1 im April auf 49,7 im Mai fiel.
Zugleich kamen im Zollstreit positive Gerüchte über „Deals“ zwischen den USA und einzelnen anderen Ländern auf. Wie zur Bestätigung kündigten die USA und Großbritannien ein solches Abkommen an. Außerdem überraschte die Ankündigung die Investoren positiv, dass die zwischenzeitlich auf 145% angehobenen US-Zölle auf chinesische Importe für 90 Tage auf 30% gesenkt werden. Das löste eine Rallye an den Aktienmärkten aus. Diese wurde zusätzlich befeuert durch die US-Inflationsrate, die im April 2,3% erreichte (der tiefste Wert seit Februar 2021) und somit zum dritten Mal in Folge niedriger ausfiel als erwartet.
Ab Mitte Mai begann die Rallye aber zu stottern: Die unabhängige Rating-Agentur Moody’s stufte die Bonität von US-amerikanischen Anleihen von der höchsten Bewertung Aaa auf die Stufe Aa1 herunter. Das löste Diskussionen über die Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung aus, die per Ende 2024 rund 36 Billionen US-Dollar betrug, was einer Schuldenquote von etwa 122% entspricht. Die von US-Präsident Trump verfolgte Politik setzt auf weitere Steuersenkungen, die den Staatshaushalt weiter belasten dürften.
Vor diesem Hintergrund stiegen die Renditen US-amerikanischer Anleihen mit längeren Laufzeiten an. 30-jährige US-Staatsanleihen rentierten zwischenzeitlich erstmals über 5% und am Monatsende mit 4,93% um 25 Basispunkte höher als zu Monatsbeginn. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg im Mai um 24 Basispunkte auf 4,40%. Im Vergleich dazu blieb die Rendite ihrer 10-jährigen deutschen Pendants mit einem leichten Anstieg von 6 Basispunkten auf 2,50% stabil. In einem Umfeld steigender Zinsen konsolidierte der Goldpreis. Der Preis für die Feinunze blieb mit einem Plus von 0,02% bzw. 3.289 US-Dollar nahezu unverändert.
Im letzten Monatsdrittel kündigte Donald Trump an, dass auf alle Importe aus der EU ab dem 1. Juni Zölle in Höhe von 50% erhoben werden würden, was an den Aktienmärkten sofort einen Abverkauf auslöste. Die Einführung dieser Zölle wurde kurz danach auf den 9. Juli verschoben. Kurz darauf hob der Internationale Handelsgerichtshof der USA alle von Präsident Trump auferlegten Importzölle mit der Begründung auf, dass Trump nicht das Recht habe, „unbegrenzte Zölle zu erheben“. Dieses Urteil wiederum sorgte für eine kurze Rallye, bis ein Appellationsgericht das Urteil zugunsten der US-Regierung aufhob und die Zölle in Kraft blieben - bis weitere gerichtliche Entscheidungen getroffen werden.
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