Monatlicher Kommentar
Die meisten Aktienmärkte entwickelten sich im Dezember negativ. Der deutsche Aktienindex DAX gab -3,29% nach und damit etwas weniger als der breite europäische Index Stoxx Europe 600, der -3,44% verlor. In den USA büßte der S&P 500 -9,38% ein. Nur der Hang-Seng-Index aus Hongkong schnitt mit 2,50% positiv ab. Insgesamt gingen weltweite Aktien, gemessen am MSCI World Index, um -7,88% zurück – alle Index-Angaben auf Euro-Basis. Vor allem sinkende Energiepreise sorgten im Dezember für rückläufige Teuerungsraten. Im Dezember fiel die Inflation im Euroraum auf 9,2% gegenüber dem Vorjahresmonat (November: 10,0%). Experten hatten nur einen Rückgang auf 9,7% erwartet. Auch in den USA ging die Inflationsrate im November den fünften Monat in Folge zurück und fiel auf 7,1% (Oktober: 7,7%). Damit liegt die Inflation zu beiden Seiten des Atlantiks noch deutlich über der Zielmarke von 2,0%, welche die Europäische Zentralbank und auch die US-Notenbank (Fed) anstreben. Aber das spürbare Nachgeben der Inflation ermöglichte es den Zentralbanken, ihre mit mehrmaligen Zinsanhebungen von 75 Basispunkten sehr aggressive Geldpolitik im Dezember etwas abzumildern. Sowohl die EZB als auch die Fed hoben die Leitzinsen um „nur“ 50 Basispunkte an, was weitgehend erwartet wurde. In den USA liegt der Leitzins nun in einer Spanne von 4,25% bis 4,50% und im Euroraum bei 2,50%. Beide Zentralbanken kündigten jedoch weitere Zinsschritte für 2023 an. Im Schnitt rechnen die meisten Marktbeobachter bis Mitte 2023 mit kleineren Zinsschritten und einem Leitzinsniveau von 5,10% in den USA und 3,50% im Euroraum. Für Überraschung an den Märkten sorgte das abrupte Ende der Null-Covid-Strategie in China. Unabhängige Schätzungen gehen inzwischen von rund einer Mio. Neuinfektionen und über 5.000 Todesfällen pro Tag aus. Kurzfristig wirkt sich Wende der chinesischen Corona-Politik negativ auf die Wirtschaft aus, etwa durch rückläufige Zahlen für Konsum, Auftragseingänge und einen schwächeren Einkaufsmanagerindex. Das verarbeitende Gewerbe sieht sich in China mit kurzfristigen Störungen von Produktion und Nachfrage sowie Ausfällen von Arbeitskräften konfrontiert, die durch den Anstieg der Covid-Fälle ausgelöst werden. Über China hinaus haben die Marktteilnehmer die Sorge, dass die globalen Lieferketten erneut unter Stress geraten könnten. Jedoch dürfte Chinas Wirtschaft durch die Öffnung nach einer anfangs schwierigen Phase wieder deutlich zulegen – voraussichtlich im zweiten Quartal – und auch für die Weltwirtschaft positive Impulse geben. In Deutschland hellte sich die Stimmung der Wirtschaft im Dezember auf. Sowohl die Geschäftserwartungen als auch die Beurteilung der aktuellen Lage, die zusammen den ifo-Geschäftsklimaindex ausmachen, stiegen, sodass der Index auf 88,6 Punkte (November: 86,4) zulegen konnte. Damit liegt der ifo-Geschäftsklimaindex aber immer noch deutlich unter seinem historischen Mittelwert von 96,7 Punkten (seit Januar 2005). Die Rentenmärkte blieben im Dezember unter Stress und quittierten den weiteren Anstieg der Leitzinsen mit höheren Renditen über alle Arten von Anleihen hinweg. 10-jährige deutsche Bundesanleihen rentierten Ende Dezember mit 2,57% um 64 Basispunkte höher. Die Rendite ihrer US-amerikanischen Pendants erhöhte sich um 27 Basispunkte auf 3,87%. Da die Renditekurve sowohl in den USA als auch in Deutschland invers ist, d.h. 2-jährige Anleihen eine höhere Rendite abwerfen als 10-jährige, rechnen die meisten Volkswirte weiterhin mit einer Rezession. Der Goldpreis konnte – trotz eines steigenden Zinsniveaus – von der anhaltend hohen Verunsicherung der Marktteilnehmer profitieren und stieg von 1.768 auf 1.824 USD/Feinunze.