
Bidens Wahlsieg: ein Plus für grüne Aktienwerte
Dr. Jens Ehrhardt hat als Vermögensverwalter und Investor den Antritt und Abgang vieler US-Präsidenten erlebt – und welche Auswirkungen dies auf die Börsen hat. Im Interview geht er u.a. darauf ein, welche Fiskalpolitik vom Wahlsieger Joe Biden zu erwarten sein könnte und welche Branchen voraussichtlich zu den Nutznießern zählen werden.
Der Demokrat Joe Biden ist der neue Präsident der USA, aber die Republikaner halten weiterhin die Mehrheit im US-Senat. Was bedeutet das für die Anleger?
Eine solche Konstellation war in der Vergangenheit oft positiv für die Börse. Biden wird keine großen Steuererhöhungen durchsetzen können, weil die Republikaner im Senat dies verhindern dürften. Für Pharmaunternehmen wird es aus dem gleichen Grund kaum große Belastungen wie zum Beispiel Preissenkungen geben. Demokratische Präsidenten waren im Allgemeinen großzügiger beim Ausgeben von Regierungsgeld. All das ist gut für Aktionäre.
Bereits in den Wochen vor der Wahl war ein weiteres Konjunkturpaket in der Diskussion, doch Republikaner und Demokraten konnten sich nicht darauf einigen. Könnte die Wirtschaft, wenn Corona weiter wütet und man sich nicht einigen kann?
Es wird ohnehin schon stark stimuliert, durch die Regierung. Trotz eines nun vermutlich geringeren Konjunkturpakets als bei einem von den Demokraten beherrschten Senat wird es keinen Konjunktureinbruch geben. Die Geldpolitik ist noch wichtiger, und die ist sehr locker.
Für den Fall der Fälle, hätte die US-Notenbank denn noch Reserven?
Relativ wenig. Aber die USA schwimmen jetzt schon im Geld. Wir haben in den zurückliegenden zwölf Monaten Zinssenkungen gesehen. Es dauert meist ein Jahr, bis solche Zinssenkungen auf die Wirtschaft wirken. Die Zinssenkungen werden sich erst noch positiv auf die Konjunktur auswirken.
Die Startbedingungen für Biden sind ähnlich schwierig, wenn nicht schwieriger als die, die Barack Obama bei seinem Amtsantritt 2008 vorfand – auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. Könnte die Geldpolitik noch unterstützen?
Ich denke schon, ja. Die US-Arbeitslosigkeit ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie gestiegen. Da muss Biden gegensteuern. Selektive Stützungsprogramme für Menschen mit geringem Einkommen werden weiter nötig sein. Außerdem bin ich optimistisch, dass die Unternehmen wieder mehr investieren werden. Schon die Ausweitung der Geldmenge dürfte dafür sorgen.
Könnte es die Börse belasten, wenn Amtsinhaber Donald Trump das Wahlergebnis bezweifelt und gerichtlich dagegen vorgehen will?
Ja. Während der Auseinandersetzung zwischen George W. Bush und Al Gore sind die US-Aktienindizes um rund 12 Prozent gefallen. Ohnehin ist die sogenannte „Lame duck“- bzw. Lahme-Enten-Zeit des abgewählten Amtsinhabers bis zur Einführung des Nachfolgers meist nicht so gut an der Börse. Trump wird weiter versuchen, rechtlich und auf anderem Wege die Amtsübergabe zu verzögern. Trump dürfte am Ende kaum Erfolg haben. Aber es wird Nachzählungen in einzelnen Bundesstaaten geben.
Vor der Wahl haben viele Investoren Aktien verkauft oder ihre Positionen abgesichert. Wird das Geld wieder in den Markt fließen, jetzt, da der Wahlausgang feststeht?
Dieses Geld ist zum großen Teil bereits wieder in den Markt geflossen. Die Kurse sind schon um mehr als 5 Prozent gestiegen. Für die nächsten Wochen erwarte ich eine Seitwärtsbewegung. Für starke Kursgewinne fehlt die Kraft. Aber stark fallende Aktienindizes werden wir auch nicht sehen.
Welche Branche wird aus Ihrer Sicht am meisten vom Wahlsieg Joe Bidens profitieren?
Erneuerbare-Energie-Anbieter werden weiter profitieren. Unternehmen mit grünem Geschäftsmodell haben dieses Jahr schon starke Kursgewinne erfahren und sind teils schon recht teuer. Aber die Branche wird weltweit gefördert. Bidens Wahlsieg ist positiv für Ökoenergie-Unternehmen.
Wie sieht es mit der Technologiebranche aus? Dieser Sektor war die treibende Kraft hinter den Kurszuwächsen an der Wall Street.
Seit 2018 sind fast nur Tech-Aktien, Goldminenbetreiber und Ökoenergie-Aktien im Kurs gestiegen. Tech wird weiter viel Anlegergeld anziehen. Die meisten IT-Konzerne verdienen gut und die Gewinne wachsen stark. Mittelfristig bin ich daher optimistisch für die Branche. Trotz der teils hohen Bewertungen wird die Hausse dort weitergehen, auch bei asiatischen Tech-Aktien.
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